Interkulturelles Lernen in Südosteuropa
Ruse/Bulgarien, 2.-5. April 2009
Projektleiter:
Christian Vogel, Ruse/Bulgarien
Martin Hofmann, Oradea/Rumänien
Mechthild Schmidt, Novi Pazar/Serbien
Alfred Toepfer Stiftung F.V.S.
Deutsche Botschaft Sofia
BRIE Bulgarian-Romanian Interuniversity Europe Center
Gruppenfoto vor der Universität Ruse / Bulgarien |
Projektbericht
Die Nachbarn kennen und sich selbst reflektieren lernen, das waren die beiden Hauptziele des dreitägigen Seminarworkshops in Ruse/Bulgarien. Viele Jugendliche und Studierende aus Südosteuropa waren noch nie im Ausland oder hatten zumindest noch keinen Kontakt mit Menschen aus ihren direkten Nachbarländern. In einer Region, in der zum einen Stereotype noch eine hohe Bindungskraft haben und, im ehemaligen Jugoslawien, auch ein noch nicht allzu lang zurück liegender bewaffneter Konflikt die Lebenswirklichkeit junger Leute bestimmt, sollte durch das gemeinsame Lernen ein Raum der Begegnung und des Austausch geschaffen werden. Die verbindende Basis war das Interesse an anderen Kulturen und an der deutschen Sprache. Für einige Teilnehmer war es tatsächlich der erste Aufenthalt im Ausland.
Insgesamt 20 Studenten aus Albanien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Rumänien und Serbien kamen mit drei Boschlektoren und einer Referentin in Ruse zusammen. Die Seminargruppe stellte die kulturelle Vielfalt Südosteuropas dar, waren doch auch ethnische Ungarn und Türken vertreten. Die Teilnehmer gehörten zu mindestens vier verschiedenen christlichen Konfessionen oder waren muslimischen Glaubens.
Kultur und Kommunikation waren die Themen des Seminars, wobei es die Referentin verstand, die Interessen aus der Gruppe mit aktuellen wissenschaftlichen Theorien zu verbinden. Die Teilnehmer lernten so, sich auf einer Metaebene über Kultur auszutauschen. Ergänzt wurden die theoretischen Teile durch praktische Übungen in der Stadt. National gemischte Kleingruppen beobachteten unter anderem das Straßenleben und die Einkaufskultur und präsentierten anschließend im Plenum ihre Ergebnisse. Dieser Methodenmix wurde von den Teilnehmern, die zum Teil einen Lehrberuf anstreben, als Erweiterung ihrer eigenen Kompetenzen sehr begrüßt.
Das Rahmenprogramm mit einer Stadtführung durch die multikulturelle Vergangenheit Ruses und einem thematischen Filmabend („Whose this song?“) bot eine gute Ergänzung zu den Lehreinheiten. Von den meisten sicherlich als Höhepunkt empfunden wurde der Abschlussabend in einem traditionellen bulgarischen Restaurant mit Livemusik und Tanz. Viele Teilnehmer entdeckten vertraute Schritt- und Melodiefolgen wieder. Falls nicht, wurden sie einem einfach beigebracht.
Die Rückmeldungen der Teilnehmer waren durchweg positiv und in der Abschlussrunde wurde deutlich, dass die Ziele des Seminars verwirklicht werden konnten. Eine Teilnehmerin aus Albanien fasste es so zusammen: „Wir haben gesehen, dass wir verschiedenen sind, aber wir haben auch viel gemeinsam. Es ist tragisch, dass es früher so viele Konflikte gab, aber wir, die junge Generation, sind anders. Wir wollen uns kennen lernen und wir wollen Frieden.“